Türkische Entwicklungszusammenarbeit: Nation Branding und neue Allianzen

Shownotes

Kaum ein Land hat seine Rolle als Geberstaat in den letzten zwanzig Jahren so stark ausgebaut wie die Türkei. Das „Turkish-type Development Assistance Model“ erhebt den Anspruch, humanitäre Werte mit politischen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen zu verbinden. Welche Idee steckt hinter diesem türkischen Modell? Welche Chancen eröffnet es und welche Herausforderungen bringt es mit sich? Unsere Gesprächspartnerin Dr. Ellinor Zeino, Leiterin des Türkei-Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung, hat in der neuen Ausgabe der Auslandsinformationen einen umfassenden Beitrag dazu verfasst. Die Auslandsinformationen sind das Außenpolitikmagazin der Konrad-Adenauer-Stiftung. Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Schwerpunktthema „Entwicklungszusammenarbeit“.

Die aktuelle Ausgabe der Auslandsinformationen, des Außenpolitik-Magazins der Konrad-Adenauer-Stiftung, ist hier online abrufbar:

https://www.kas.de/de/web/auslandsinformationen/ausgaben/detail/-/content/entwicklungszusammenarbeit-globale-trends-und-lehren-fur-deutschland

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Transkript anzeigen

00:00:04: Auslandsinfo.

00:00:05: Spotlight.

00:00:06: Um die Welt mit der Konrad-Adenauer-Stiftung.

00:00:14: Kaum ein Land hat in den letzten zwanzig Jahren seine Rolle als Geberstaat humanitärer Hilfe so stark ausgebaut wie die Türkei.

00:00:22: Und hat Präsident Erdogan entstand ein eigenes Konzept.

00:00:25: Das Turkish Type Development Assistance Model.

00:00:28: Es erhebt den Anspruch, humanitäre Werte mit politischen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Emfressen zu verbinden.

00:00:36: Besonders in Afrika, im Nahen Osten und auf dem Balkan ist dieses Engagement sichtbar.

00:00:42: In Somalia, wo die Türkei als wichtigster Geber, Investor und Sicherheitspartner präsent ist, reicht der Einfluss bis in den Alltag der Menschen.

00:00:51: Dort ist Istanbul heute ein weiblicher Vorname.

00:00:54: Ein Detail, das zeigt, Entwicklungszusammenarbeit wirkt weit über Projekte hinaus.

00:01:00: Sie verinnert Wahrnehmungen, schafft Bindungen.

00:01:03: Von Softpower ist dann oft die Rede.

00:01:05: Welche Idee steckt hinter diesem türkischen Modell, welche Chancen eröffnet es und welche Herausforderungen bringt es mit sich?

00:01:12: Und was kann Deutschland daraus ableiten?

00:01:15: Darüber spreche ich heute mit Dr.

00:01:17: Elinor Zainu, Leiter des Büros der Konzert-Adenauer-Stiftung in Ankaber.

00:01:21: Sie hat jüngst einen Beitrag über den Ansatz der Turkeien der Entwicklungszusammenarbeit für die aktuelle Ausgabe der Auslandsinformationen verfasst.

00:01:30: Den Link dazu findet ihr in den Schaunots.

00:01:32: Mein Name ist Briana Taschkoper-Dran.

00:01:34: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Auslands Infos Spotlight.

00:01:47: Hallo Elinor, danke, dass du dir die Zeit nimmst.

00:01:51: Sehr, sehr gerne.

00:01:51: Hallo.

00:01:53: Lass uns wie immer mit drei kurzen Teilsätzen beginnen.

00:01:56: Ich gebe dir den Anfang vor und du vervollständigst sie bitte.

00:01:59: Einverstanden?

00:02:01: Sehr gern.

00:02:04: Die Türkei überrascht mich immer wieder mit.

00:02:08: Mit einer ungebändigten Vision von sich selbst, also wirklich die Türkei denkt in großen Visionen, sieht sich als zukünftige afro-eurasische Macht und Regionalmacht und hat große Pläne und das finde ich einfach immer wieder auch beeindruckend.

00:02:25: Die Türkei versteht sich heute außenpolitisch als

00:02:28: als eine Gestaltungsmacht, eine afro-eurasische Regionalmacht und als ein wichtiger diplomatischer Akteur.

00:02:35: Die

00:02:36: Entwicklungszusammenarbeit ist für die Türkei wichtig, weil ...

00:02:39: Weil die Entwicklungszusammenarbeit für die Türkei ein wichtiges Element im Außenhandeln ist und auch dazu beiträgt, die Softpower und das Image der Türkei in der Welt zu fördern.

00:02:53: Elinor, die Türkei spricht von Humanitarian Diplomassime.

00:02:57: Dahinter steckt nicht nur Hilfe, sondern auch strategische Außenpolitik.

00:03:03: Was unterscheidet das türkische Modell?

00:03:05: ... ganz grundsätzlich von dem klassischer westlicher Geberstaaten.

00:03:10: Ja, also die Türkei hat sich eigentlich so in den letzten zwanzig Jahren als weltweiter bedeutender Geberstaat etabliert und nimmt quasi so einen dritten Weg ein zwischen den traditionellen westlichen Geberstaaten und den neuen sogenannten Emerging Donors wie China, wie Indien oder auch die arabischen Golfstaaten und hat sozusagen auch ein eigenes Türkisches Entwicklungsmodell entwickelt bzw.

00:03:37: das ist, was sie nach außen auch so gerne darstellen möchte.

00:03:40: Und dieses Modell behauptet für sich, eine Balance zu suchen zwischen Werten und Interessen, also zwischen einer Werte- und Interessenspolitik und möchte gerne sich als glaubwürger Partner auch im globalen Süden darstellen und vor allem auch als eine Alternative sowohl zu westlichen Geberstaaten als auch zu China.

00:04:00: Und das, was die Türkei verspricht, sind Windbeziehungen auf Augenhöhe, vor allem auch Kultursensibilität und grenzt sich da teilweise auch von westlichen Geberstaaten ab, indem sie behauptet, sie habe keine versteckte Agenda und auch keine neocoloniale Haltung.

00:04:16: Also ganz klar versucht sie sich da zu positionieren zwischen den westlichen Gebern und den emerging Donas und China.

00:04:23: Könntest du vielleicht noch mal ausführen, was du mit neocolonialer Haltung meinst?

00:04:27: Also

00:04:28: die Türkei, was sie tut im Ausland ist, sie greift sehr stark auf ihre eigene Vergangenheit zurück, auf das osmanische Reich und sagt ganz klar, dass sie eben anders ist als die ehemaligen westlichen oder europäischen Kolonialstaaten.

00:04:42: Und das versucht sie quasi, den westlichen Geberstaaten immer noch sofort zu werfen, dass man quasi nicht auf Augenhöhe mit dem globalen Süden verhandelt oder in Beziehung tritt.

00:04:53: Und die Türkei behauptet zumindest für sich, dass sie diese Koloniale oder neokolonale Haltung nicht habe.

00:05:00: Und das wird natürlich auch genutzt, um sich ein bisschen abzugrenzen und so ein eigenes Image für sich auch zu kreieren.

00:05:06: Dabei spielt also auch die Geschichte eine wichtige Rolle.

00:05:10: In vielen Ländern knüpft Anka Dreyer gezielt an das, ja, wie du es genannt hast, Osmanische Erbe auch an, sei es auf dem Balkan in Afrika oder im Nahen Osten.

00:05:20: Wie wichtig findest du es denn diese historische Dimension für die ITG-Ligitimation der türkischen Entwicklungszusammenarbeit?

00:05:27: Also das Osmanische Erbe, das wird tatsächlich sehr stark genutzt, also von den AKP-Regierungen.

00:05:33: Anfang der zweitausender, hat man quasi so das Osmanische Erbe für sich jeder entdeckt und nutzt das als emotionalen Anknüpfungspunkt mit den Ländern im ehemaligen Osmanischem Reich.

00:05:45: Man möchte das natürlich so ein bisschen als Softpower auch nutzen und betont sehr gerne die historischen, kulturellen, sprachlichen, aber auch religiösen Gemeinsamkeiten mit diesen Ländern.

00:05:55: Man kann auch feststellen, dass Länder mit einer aus manchen Vergangenheit beispielsweise fünfmal mehr Entwicklungshilfe oder humanitäre Hilfe der Türkei erhalten.

00:06:04: Besonders sichtbar wird das vor allem in Afrika.

00:06:07: Der Kontinent ist für die Türkei zur Schlüsselregion geworden.

00:06:11: Du verweist in deinem Beitrag auf die vielen Flugverbindungen, beispielsweise von Türkisch Airlines oder die Zahl der sogenannten Business Counties.

00:06:19: Warum ist gerade dieser Kontinent so spannend für Ankerter und welche Rolle spielt dabei die Verbindung von Entwicklungshilfe, Rüstungsexporten und Infrastrukturprojekten?

00:06:29: Das türkische Engagement in Afrika hat sich eher so durch Zufall oder durch Gelegenheit entwickelt.

00:06:35: Also ab Anfang der zweitausender Jahre wurde die UK das erste Mal aktiv in Afrika.

00:06:42: Das wurde auch von den AKP-Regierungen gefördert.

00:06:45: Zwei Tausend Fünf hat dann die Türkei das erste Mal einen Afrika-Jahr ausgerufen, um sich dem Kontinent zu widmen.

00:06:51: Und dann gab es noch mal einen Wendepunkt ab zwei Tausend Elf.

00:06:55: Da beginnt das türkische Engagement in Somalia und das ist heute eines der größten Engagements weltweit der Türkei, also sowohl militärisch, humanitär und auch mit Entwicklungshilfe.

00:07:06: Also die Türkei ist ein ganz großer Akteur in Somalia geworden.

00:07:10: Und das war quasi so das Einfalstor der Türkei nach Afrika.

00:07:14: Und damals standen einfach alle Türen offen für die Türkei.

00:07:19: Die anderen Geber noch nicht präsent waren.

00:07:22: Somalia war ein Krisenland.

00:07:23: Und das hat die Türkei sehr, sehr geschickt und sehr klug und erfolgreich genutzt, um dann weiter Beziehungen in Afrika auf dem gesamten Kontinent aufzubauen.

00:07:33: Und wir haben es eben schon gehört.

00:07:34: Also es gibt im Vierzehn bisenskouncil der Türkei, die quasi die privatwirtschaftlichen Beziehungen pflegen.

00:07:42: Im Vergleich, Frankreich hat nur dreizehn solche Büros.

00:07:46: Die Türkei ist auch diplomatisch sehr präsent, mit heute forty-f vierzig Botschaften.

00:07:50: Zwei tausendzwei waren das noch zwölf Botschaften.

00:07:53: Ja, und die halbstaatliche türkische Airlinefluglinie fliegt einfünfzig Ziele in Sub-Sahar-Afrika an.

00:07:59: Also ist auch eine wichtige Infrastruktur für die lokale Bevölkerung.

00:08:04: Und das, was wir heute auch feststellen, ist, dass man versucht auch gerade in Afrika eine Außenexportförderung zu verfolgen.

00:08:13: Also sehr, sehr strategisch den eigenen Export türkischer Güter, das sind einerseits Rüstungsgüter, das sind aber auch ganz normale Haushaltsgüter, das zu fördern und türkische Investitionen dort anzusiedeln und das Handelsvolumen zu steigern.

00:08:28: Und man sieht gerade in Afrika das auch ganz gut, dass quasi die Entwicklungshilfe der Türkei positiv korreliert mit dem Handelsvolumen.

00:08:37: Das heißt, Entwicklungszusammenarbeit, humanitäre Hilfe sind quasi erstmal so der Türöffner, um dann deutlich mehr einzusteigen in Wirtschaftsbeziehung.

00:08:45: Handelsbeziehungen, Energie und auch Sicherheitspartnerschaften.

00:08:49: Auch ein wichtiger Punkt, als die Türkei hat mit über dreißig Staaten in Afrika Sicherheits- und Verteidigungspartnerschaften abkommen und das ist auch ein ganz wichtiges Element in Afrika.

00:09:00: Neben Afrika verfolgt die Türkei auch klare regionale Interessen in Syrien beispielsweise oder im Kaukasus.

00:09:08: Wie eng sind Entwicklungszusammenarbeit und geopolitische Strategie hier miteinander verknüpft?

00:09:14: Auch hier kann man feststellen, dass das Eng ineinander spielt.

00:09:18: Dass man versucht, durch Softpower im zivilen Bereich in der Entwicklungszusammenarbeit auch Türöffner zu erhalten für andere Bereiche, also für Außenpolitik, für Sicherheitspolitik und Verteidigungsabkommen.

00:09:33: Und auch ein Element, was die Türkei auch sehr stark betreibt, ist Friedensdiplomatie.

00:09:38: Also man möchte da auch so ein bisschen in der regionalen Politik und Diplomatie sich auch als wichtiger Akteur etablieren.

00:09:45: Also beispielsweise hat die Türkei zwischen Somalia und Äthiopien recht erfolgreich verhandelt.

00:09:52: In Afghanistan war die Türkei auch ein Vermittler oder Gesprächspartner zwischen der Taliban Bewegung und der damaligen afghanischen Regierung.

00:10:00: Ja, und heute versucht sich die Türkei natürlich auch als Vermittler zwischen Russland und Ukraine, sozusagen sich auch regionale Bedeutung zu erarbeiten.

00:10:08: Also das alles knüpft quasi ineinander und das ist auch so ein bisschen das Branding, das Nation Branding, was die Türkei für sich auch haben möchte.

00:10:16: Das führt mich zu der Frage nach dem Image.

00:10:18: Du hast es in deinem Artikel als Nation Branding Strategy eben beschrieben.

00:10:22: Entwicklungshilfe als Teil von Soft Power.

00:10:26: Wie erfolgreich ist dieses Image-Building bislang?

00:10:29: Und wo denkst du, stößt das an?

00:10:31: Zum einen ist das eine ganz klare Strategie.

00:10:33: Also Nation Branding ist und die Steigerung von Soft Power ist tatsächlich auch ein... offiziell erklärtes Ziel der Regierung.

00:10:42: Und im Jahr zwei Jahrzehnte wurde dafür auch eigens ein Präsidialamt für Kommunikation etabliert, das eigentlich nur dazu da ist, wirklich auch die Außenkommunikation der Türkei zu fördern und die Softpower der Türkei im Ausland zu stärken.

00:10:56: Und das versucht sie eben einmal über Humanitarian Diplomacy, das ist so ein Schlagwort, dass man sich eben so als humanitärer und großzügiger Geber in vielen Ländern etablieren kann, sich auch als kultursensibel darstellt, dann wie ich eben erwähnt hatte auch als Friedensvermittler eine Rolle spielt.

00:11:15: Und auch ein drittes Element, dass die Türkei eben auch viele türkische Produkte mittlerweile weltweit exportiert, gerade auch in Afrika.

00:11:24: Und das sind quasi gute und günstige Produkte von wirklich Drohnen- und Rüstungsmaterial bis hin zu Alltagsprodukten, Haushaltsgeräte etc.

00:11:33: Also auch so ein bisschen dieses Made in Turkey ist mittlerweile auch in vielen Ländern schon ein Begriff.

00:11:40: Und das ist... zum einen das Erfolgreiche, was sie geschafft hat, aber natürlich stößt die Türkei auch irgendwann auch an Grenzen.

00:11:49: Und ich glaube, das ist auch ein Schicksal, das eigentlich jede Gestaltungsmacht oder Regionalmacht auch irgendwann hat, dass man irgendwann auch in ein Spannungsfeldgerät zwischen Bärten und Interessen, weil sich das eben doch nicht immer, so wie es versprochen wird, nicht gänzlich aufgehoben werden kann.

00:12:04: Wir sehen das zum Beispiel da, wo die Türkei vor allem auch militärisch engagiert ist.

00:12:09: Da kommt man natürlich in Widerspruch, ob man wirklich noch ein neutraler Akteur ist und ein neutraler humanitärer Geber ist.

00:12:15: Ein Beispiel ist Syrien, wo ja mittlerweile auch Israel und die Türkei aneinander geraten.

00:12:21: Also man ist dann einfach nicht mehr der neutrale friedliche Akteur, den man vielleicht nach außen dann darstellen möchte.

00:12:28: Die Türkei

00:12:29: präsentiert sich nämlich sehr gerne als humanitärter Akteur und du würdest da dann Ja doch schon eine Widersprüchlichkeit sehen, diesen Anspruch in Einklang zu bringen mit ihrem zunehmenden militärischen Engagement.

00:12:41: Denkst du, das macht das Modell fragwürdig?

00:12:43: Ich glaube nicht, dass es das Modell insgesamt fragwürdig macht, sondern ich glaube, es ist einfach eine gewisse Zwangsläufigkeit, dass wenn man einerseits gestalten will und dann auch militärisch oder mit Tatenmaßnahmen gestalten will und auch geoeconomisch unterwegs ist und Absatzmärkte haben möchte und mit anderen geopolitischen Riva... und Playern konkurriert, dann gerät man zwangsläufig in eine Situation, wo man ganz klar Interessen verfolgt und wo vielleicht humanitäre Werte dann im Hintergrund geraten.

00:13:13: Und genau das wird die Türkei genauso erleben, wie es andere Regionalmächte oder Großmächte genauso erlebt haben.

00:13:20: Das heißt also, Hilfe und Interessenspolitik gehen hier auch in gewisser Maßen Hand in Hand.

00:13:26: Wenn wir genauer hinschauen, welche Institutionen dieses Modell fragen, fallen Tika oder die Mardiv-Stiftung auf.

00:13:34: Sie sind weltweit aktiv, aber Demokratieförderung zählt nicht zum Portfolio dieser türkischen Institutionen.

00:13:43: Was sagt uns das über den Charakter des türkischen Ansatzes?

00:13:47: Ja, also der türkische Tika, das ist quasi so die Entwicklungshilfsagentur der Türkei, also quasi die türkische GIZ, die verfolgt Zunächst einmal ähnliche Ziele wie auch die Deutsche, die GZ.

00:13:59: Also sie orientiert sich an den UN Sustainable Development Goals, Ziele von.

00:14:05: Das heißt, die Türkei macht in ähnliche Bereiche, also im Bereich Infrastrukturaufbau, Verwaltungsaufbau, Polizeiausbildung, Gesundheitbildung bis hin zu Projekten von Klimaadaptionen oder auch soziale Inklusion von marginalisierten Gruppen wie Frauen oder ländliche Bevölkerung.

00:14:23: Das heißt, die Türkei macht hier einerseits ähnliche Entwicklungszusammenarbeit, wie es die traditionellen westlichen Gebern machen.

00:14:31: In Afghanistan war die Türkei sogar im Bereich von State Building sehr aktiv.

00:14:36: Und da, wo sich die Türkei vielleicht dann wieder unterscheidet von westlichen Gebern und eher Richtung Emerging Donors, also eher Richtung Geber wie China oder arabischen Staaten geht, das ist tatsächlich beim Bereich Demokratieförderung.

00:14:50: Denn das macht sie extizit nicht.

00:14:52: Also sie hat keine wirklich politische Partizipationsförderung oder Demokratieförderung in ihrem Portfolio, sondern macht eher softere Themen wie eben soziale oder ökonomische Inklusion.

00:15:05: auf.

00:15:05: die geringe Transparenz und die gezielte Förderung bestimmter religiöser und politischer Gruppen.

00:15:13: Inwiefern gefährdet dies die Glaubwürdigkeit der Türkei als neutraler Vermittlerstaat?

00:15:19: Das sind tatsächlich diese zwei Hauptkritikpunkte, die es von Beobachtern oder auch von Analysten gibt.

00:15:25: Zum einen hat die Türkei wirklich eine sehr, sehr geringe oder Transparenz, also eine sehr geringe Transparenz, wie sie ihre Entwicklungsgelder ausgibt und koordiniert.

00:15:35: Und das ist eben ein wesentlicher Kritikpunkt, denn eine Koordinierung unter den verschiedenen Geberstaaten ist unglaublich wichtig, um auch effektiv wirken und arbeiten zu können.

00:15:46: Und da denke ich, das ist tatsächlich ein Punkt, da hoffe ich natürlich, dass man sich dem Thema nochmal widmet.

00:15:53: Also, Türkei ist wirklich auf den vorletzten Platz der sogenannten Odertransparenz auf dem internationalen Transparency Index.

00:16:02: Der zweite Kritikpunkt, das ist natürlich auch von unserer Perspektive aus der Punkt, dass man eben auch sagt, die Türkei arbeitet auch mit anderen Wertepartnern zusammen, die nicht mehr in unser Spektrum passen.

00:16:16: Also gerade Kritik gibt es vor allem bei der Zusammenarbeit mit... Organisationen, die der Muslimbrüterschaft nahestehen.

00:16:23: Und der bekannteste Fall ist hier die Terrororganisation Hamas, also die palästinensische Terrororganisation Hamas, mit denen die Türkei, zumindest mit dem politischen Flügel der Hamas, enge Beziehung pflegt.

00:16:36: Und das ist natürlich mit unserer Zusammenarbeit nicht vereinbar.

00:16:39: Und das Auswärtige Amt hat auch hier eine Unvereinbarkeitsliste mit Akteuren, die für uns einfach nicht in Frage kommen.

00:16:47: Du hast das eben schon mal erwähnt gehabt, dass die türkische Entwicklungszusammenarbeit ja auch eng mit der Handels- und Investitionsförderung verknüpft ist.

00:16:57: Wie stark profitieren denn die türkischen Unternehmen von diesem Modell?

00:17:01: Und ist das auch Teil einer bewussten Strategie, Ankatras?

00:17:05: Das ist tatsächlich eine ganz klare Strategie vom türkischen Staat, dass man türkische Investitionen und türkische Unternehmen im Ausland fördern möchte.

00:17:14: Also eine Außenexportförderungsstrategie ist ein ganz klares Ziel.

00:17:19: Und hier muss man auch nochmal verstehen, dass die jetzige Regierungspartei AKP hatte ja eigentlich auch damals dieses Erfolgsversprechen, dass man quasi in Anatolien, wo sie eine starke Wählerschaft hat, dass sie da die mittelständischen, anatolischen Unternehmen stark gefördert hat.

00:17:37: Und man hatte dort quasi so diese Anatolien Tiger ist die anatolischen Tiger-Unternehmen gefördert.

00:17:44: Und das ist eigentlich so ein Erfolgsmodell, dass die AKP immer sehr gut verkaufen konnte in ihrer Wählerschaft.

00:17:50: Und das heißt, in ihrer Wählerschaft sind einfach auch viele mittelständische Unternehmer, die auch von ihrer Partei erwarten, dass sie eben auch sie unterstützt, auch im Ausland Exportmöglichkeiten zu erschließen.

00:18:04: Gerade auch wo aktuell die Türkei jetzt anhalten, seit vielen Jahren in der eigenen Wirtschafts- und Inflationskrise steckt, wird es umso wichtiger, auch im Ausland nach neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten zu schauen.

00:18:17: Elinor, lass uns jetzt nochmal abschließend den Blick nach Europa wenden.

00:18:22: Inwiefern ist das türkische Modell ein Vorbild für europäische Geber wie Deutschland?

00:18:28: und ganz konkret Welche Lehren sollte Berlin ziehen und wo braucht es aber auch klare Abgrenzung?

00:18:35: Ja, also das türkische Modell kann in vielen Bereichen auch ein Vorbild sein für Deutschland oder wo Deutschland auch noch mal gucken kann.

00:18:43: Können wir das vielleicht auch nicht in unserem Bereich nicht irgendwie auch besser machen?

00:18:48: Und ich finde, ein Vorteil vom türkischen Modell ist oder das, was es relativ gut schafft, ist, dass man auch den Fokus auf den lokalen Bedarf richtet.

00:18:58: Also, dass man quasi den Menschen vor Ort in den verschiedenen Regionen einen unmittelbaren Mehrwert liefert.

00:19:05: Also ein unmittelbaren Mehrwert für die lokale Bevölkerung.

00:19:08: Und das fängt an bei türkischen Stipendien, bei preiswerten Produkten oder auch Direktflüge von türkisch Airlines bis hin zu türkischen TV-Serien oder auch Visafreiheit.

00:19:20: Also Visafreiheit für afrikanische Staatsbürger ist beispielsweise ein großes Plus, wenn man in der Türkei studieren möchte.

00:19:29: Und ich glaube, da ist Deutschland vielleicht manchmal ein bisschen zu abstrakt in seiner Zusammenarbeit.

00:19:34: Also ich glaube, wir können vielleicht nicht in allen Projekten immer so einen unmittelbaren Nutzen oder einen spürbaren Nutzen für die Bevölkerung schaffen, gerade wenn man eher im Bereich von institutioneller Förderung arbeitet, also bei staatlichen Reformprozessen.

00:19:49: Das ist einfach auch ein wichtiger Prozess, aber der spürbare Nutzen der Bevölkerung ist vielleicht dann nicht immer direkt messbar.

00:19:57: Dann denke ich, kann sich Deutschland auch ein Beispiel daran nehmen, wie man auch eine Außenwirtschaftspolitik stärker betreibt.

00:20:04: Also ich glaube, auch Deutschland kann deutlich stärker auch in den Kategorien marktwirtschaftliche Investitionsförderungen denken und marktwirtschaftlicher denken, also weniger Transferhilfe oder Transferleistung und Entwicklungshilfe, sondern

00:20:19: auch

00:20:20: eine Win-Win-Partnerschaft durch Wirtschaftsbeziehung verstärken.

00:20:24: Und ich glaube, das ist auch so ein Punkt, wo wir von lernen können.

00:20:29: Und da, wo sich Deutschland, denke ich, vom türkischen Modell dann auch abgrenzen muss, das ist wie gesagt die fehlende Odertransparenz.

00:20:36: Also wir haben einen sehr hohen Transparenzstandard, wie wir unsere Gelder ausgeben, also einerseits fürs Inland, für unseren eigenen Steuerzahler, aber auch für die internationale Gemeinschaft, dass wir transparent arbeiten.

00:20:49: Und das andere ist eben auch, dass wir andere Wertepartner haben und wir teilweise mit den Partnern, mit denen die Türkei zusammenarbeitet, dass die für uns gar nicht infrage kommen.

00:20:59: Elinor, vielen lieben Dank für deine Zeit.

00:21:01: Sehr, sehr gerne.

00:21:05: Das war eine weitere Folge von Auslands in Fußball Light, dem Außenpolitik-Podcast der Kandat Adener Stiftung.

00:21:12: Wenn ihr euch für geopolitische Themen auch auf Englisch interessiert, dann hört unbedingt in unserem Podcast International Reports rein.

00:21:19: Dort spricht mein Kollege Eric Ohländer mit unseren Expertinnen und Experten aus aller Welt über Außen- und Sicherheitspolitik in ihren Regionen.

00:21:27: Joch die neue Ausgabe der Auslandsinformationen habe ich dem Podcast in den Schaunuts verlinkt.

00:21:32: Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal!

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